Die unsichtbare Last: Strategien gegen unerklärliche Müdigkeit und Leistungseinbußen

Das Verständnis versteckter Stressfaktoren spielt eine entscheidende Rolle beim Schutz vor Müdigkeit und Leistungseinbußen in verschiedenen Lebensbereichen wie Arbeit, Sport, Schule und dem persönlichen Alltag. Menschen, die trotz reduzierter Arbeitsbelastung unter unerklärlicher Erschöpfung oder Burnout leiden, stehen oft vor einem Rätsel. Die Wurzel solcher Probleme kann in chronischen Belastungen und einer daraus resultierenden Schwächung der Immunabwehr liegen, die zu ernsthaften gesundheitlichen Störungen führen können. Dazu zählen Erkrankungen wie Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS), Nebennierenschwäche oder Mitochondriopathie.

Die Situation hat sich in der Nachfolge von COVID-19 und durch Impfreaktionen (Post-COVID und Post-Vakzin-Syndrome) noch verschärft, wobei solche Symptome zunehmend häufiger auftreten. Die Gründe hierfür sind vielfältig, einschließlich starker Stressbelastungen, die zu oxidativem Stress, immunologischer Überforderung und Fehlreaktionen eines gestressten Immunsystems führen. Diese Umstände begünstigen das Persistieren von Viruslasten, welche ohne geeignete Intervention langanhaltende Gesundheitsprobleme verursachen können.

Der Nachweis von wieder aktiv werdenden Virusinfektionen erfolgt üblicherweise mit sogenannten serologischen Antikörpertests, die allerdings nicht immer fehlerfrei sind und oft zu diagnostischen Irrtümern führen können. Bei diesen Tests werden bestimmte Antikörper im Blut gesucht, um eine Infektion nachzuweisen. Doch diese Methode ist nicht immer zuverlässig, da die Menge der Viren (Viruslast) nicht immer mit den gemessenen Werten der IgG- und IgM-Antikörper übereinstimmt. IgG und IgM sind spezifische Antikörper, die das Immunsystem als Reaktion auf eine Infektion produziert.

Um dem entgegenzuwirken, kann es nützlich sein, vorbeugend ein antimikrobielles Schutzschild zu etablieren, anstatt zu warten, bis die Antikörpertests positive Ergebnisse zeigen. Dies bedeutet, Maßnahmen zu ergreifen, um das Immunsystem zu stärken und Infektionen vorzubeugen.

Für eine genauere Diagnose können Lymphozyten-Transformationstests (LTTs) herangezogen werden. Diese Tests untersuchen, wie weiße Blutzellen, die Lymphozyten, auf die Anwesenheit eines Erregers reagieren. Im Vergleich zu den herkömmlichen Antikörpertests liefern sie oft unterschiedliche und aussagekräftigere Ergebnisse, die das Vorliegen von Viruslasten besser darstellen können. Allerdings werden diese Tests nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen und sind daher meist nur eine Option für Patienten, die aufgrund ihres Leidensdrucks bereit sind, die Kosten selbst zu tragen.

In der funktionellen Medizin werden auch Erreger Tests durchgeführt, die auf den Reaktionen des autonomen Nervensystems basieren. Diese autonome Regulationsdiagnostik ermöglicht es, durch die Messung von Muskel- oder elektrischen Hautwiderständen Rückschlüsse auf die Reaktionen des Körpers auf Erregerprovokationen zu ziehen. Dabei wird unterschieden, ob die Reaktionen vom sympathischen oder parasympathischen Teil des Nervensystems ausgehen. Diese Art der Diagnostik wird in unserer Praxis durchgeführt und erfolgt direkt am Körper des Patienten. Es handelt sich hierbei um keine standardmäßigen Labortests, sondern um spezielle funktionelle Tests des autonomen Nervensystems.

Die Kenntnis dieser verborgenen Stressfaktoren bietet nicht nur die Möglichkeit, frühzeitig gegensteuern zu können, sondern eröffnet auch den Zugang zu spezifischen Behandlungsmöglichkeiten. Besonders die Kombination aus oxidativen und antioxidativen Therapien zeigt sich vielversprechend in der Behandlung dieser Zustände. Durch einen gezielten Wechsel zwischen diesen Therapieansätzen kann das Immunsystem effektiv stabilisiert und die Grundlage für eine langfristige Gesundheitsverbesserung geschaffen werden.

Die Auseinandersetzung mit diesen Themen ist von großer Bedeutung, da sie nicht nur Einzelpersonen betrifft, sondern auch Auswirkungen auf das gesamte Gesundheitssystem, die Produktivität am Arbeitsplatz und die allgemeine Lebensqualität hat. Ein umfassendes Verständnis und die frühzeitige Adressierung verborgener Stressfaktoren können somit einen entscheidenden Beitrag zur Förderung eines gesünderen, leistungsfähigeren und zufriedeneren Lebens leisten.

Basierend auf aktuellen Forschungsergebnissen wird der Zusammenhang zwischen oxidativem Stress und dem Chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS), einschließlich Zuständen im Zusammenhang mit Long-COVID, zunehmend anerkannt. Hier sind einige der Schlüsselerkenntnisse aus jüngsten Studien:

  1. Eine in Scientific Reports veröffentlichte Studie betonte die Rolle des oxidativen Stresses als bedeutenden Faktor bei idiopathischer chronischer Erschöpfung (ICF). Es wurde festgestellt, dass Antioxidationsparameter wie die Gesamtantioxidationskapazität (TAC), Katalase, Superoxiddismutase (SOD) und Glutathion (GSH)-bezogene Biomarker bei der gesunden Kontrollgruppe signifikant unterschiedlich waren. Insbesondere wurde HO-1, ein Protein, das auf oxidativen Stress reagiert, nur bei männlichen ICF-Subjekten signifikant höher gefunden im Vergleich zur Kontrollgruppe. Diese Ergebnisse unterstützen die klinische Beobachtung, dass Ginseng, ein typisches Heilkraut gegen chronische Erschöpfung, die Serumspiegel von ROS und MDA reduzierte, den GSH-Gehalt erhöhte und zu einer Symptomverbesserung bei ICF-Subjekten führte​.
  2. Eine andere Studie, veröffentlicht auf PubMed, untersuchte, ob oxidativer Stress und antioxidative Aktivität als Biomarker dienen könnten, die Patienten mit CFS von gesunden Freiwilligen unter akuten und subakuten Erschöpfungszuständen sowie in Ruhezuständen unterscheiden. Die Studie fand heraus, dass Messungen von oxidativem Stress (d-ROMs) und antioxidativer Aktivität (BAP) nützlich sein könnten, um akute, subakute und Ruhe-Erschöpfungszustände bei gesunden Menschen von Patienten mit CFS zu unterscheiden oder um Erschöpfungsgrade bei gesunden Menschen zu bewerten​.
    https://www.nature.com/articles/s41598-018-31270-3
  3. ​In Molecular Psychiatry wurde eine Studie vorgestellt, die den Zusammenhang zwischen Long-COVID, postviraler chronischer Erschöpfung, affektiven Symptomen und oxidativem Schaden, reduzierten antioxidativen Verteidigungen sowie Entzündungen untersucht. Diese Forschung verfolgte das Ziel, ein Modell von Long-COVID zu definieren, das die akute Entzündung von COVID-19 mit IO&NS-Wegen und den neuropsychiatrischen Symptomen 3–4 Monate später verbindet​.
  4. Eine Studie in Metabolism berichtete, dass das Chronische Erschöpfungssyndrom eine Kombination aus erhöhtem oxidativem Stress bei körperlicher Anstrengung und reduzierten Zytokin- sowie Hsp-Antworten beinhaltet​.
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27224647/
  5. Schließlich untersuchte eine auf PubMed veröffentlichte Studie die Rolle von oxidativem Stress und Ernährungsumstellungen bei chronischem Erschöpfungssyndrom. Es wurde die Bedeutung der Ernährung und möglicher Ernährungsumstellungen hervorgehoben, um oxidativen Stress zu managen und möglicherweise die Symptome des CFS zu lindern​.
    https://www.nature.com/articles/s41380-022-01836-9

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